staR-Kron hat geschrieben:Wenn ein CoD unglaubliche Gewinne einfährt, dann sollte ein Publisher wie Activision einen Teil dieser Gewinne nutzen, um damit Experimente/Risikoprojekte zu finanzieren und das Medium als Ganzes voranzubringen, aber das ist eher unwahrscheinlich, weil in den Chefetagen nur Manager sitzen, denen Videospiele völlig egal sind.
Das ist aber kein Wunder, da sitzen Manager, die dafür beauftragt werden Investitionen zu schützen und Erträge zu maximieren. Man ist ja kein Sozialamt der Szene und etwas das allen hilft, bringt keinen Vorsprung vor der Konkurrenz. Innovationen, die sich sofort verkaufen und einen Hype auslösen, sind wichtig und das sind nunmal die ganz plumpen, also der nächste billige Plastikcontroller, um mal beim Fall von Activision zu bleiben. Siehe Dir doch an, was die Leute, die auf die Idee von Guitar Hero kamen, dann machen durften und was aus denen geworden ist. Die sind mit dem Ergebnis auch nicht zufrieden.
Irgendwie habe ich beim durchsehen der letzten Jahre im Mainstream eigentlich nicht viel seit Shadow of the Colossus und Ico gefunden, was wirklich durch Andersartigkeit berührte und mit einfachen Mechaniken und Ideen viel erreichte. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis mal von dem Videospiel erzähle, bei dem man das ganze Spiel hindurch eine Taste gedrückt halten muss, um einen anderen Charakter nicht loszulassen und das eine ganz andere Form von Bindung schaffte, ernte ich nur verständnislose Blicke und nen dummen Spruch, ob es dafür nicht auch einen Patch gäbe. Es gibt Diskussionen über Hardware, bei der man Tasten feststellen kann, damit solche Spiele "spielbar" werden. Was soll ich dazu sagen? Viele Casual-Gamer wollen effektiv sein, optimieren, zeigen, dass sie die größten sind, etc. Man kann nicht damit angeben, dass man von einem Spiel berührt wurde und kriegt dafür auch keine Anerkennung.
Also, was erwartest Du von der Branche? Man hat sich den idealen Kunden herangezüchtet, der gar nichts anspruchsvolles will, außer Grafik, etc. Videospiele als Modebewegung. Der Aufwand für das Spiel soll anspruchsvoll sein, man will ja was für das Geld sehen somit bleibt der große Erfolg Firmen vorbehalten, die viel Geld in ein Projekt investieren können. Investition geschützt und dafür gesorgt, dass Hobbyprogrammierer die großen nicht vorführen können (Ausnahmen gibt es natürlich auch hier). Wer es nicht glaubt, überlege sich mal, ob etwas wie Tetris heute noch so einen Erfolg haben könnte. Vielleicht als App auf dem Handy, aber nicht als "ausgewachsenes" Spiel. Der Gamer, der auf Grafik, Sound etc. achtet leitet daraus ab, dass er selbst anspruchsvoll ist, er gibt sich ja nicht mit Billigkram ab. Und damit ist er zufrieden mit sich selbst.
Das alles muss messbar sein, gute Grafik und Sound sind sehr messbar. Gameplay kann man nicht messen, eine komplexe Steuerung kann man aber als "unintuitiv" messen, müsste man sich ja mit beschäftigen, und das fehlen von 100 Stunden "Spielzeit", in der man effektiv nur Kleinigkeiten freispielen muss, kann man als zu kurzes Spiel messen. Lustigerweise sind ein paar mehr Level, wenn sie nicht jedes Mal was komplett neues darstellen, dann eintönig. Das gleiche Level 20 Mal spielen, um irgendwelche Limits zu knacken und Goodies freizuschalten, aber eine Herausforderung. Etwas wie wie Super Mario Bros. würde doch zerrissen werden, die Level sind doch immer das gleiche. Ich denke mir dann immer, ich weiß, warum ich die Lust an Videospielen als Haupthobby verloren habe und Videospielen jetzt auch nur noch als Nebenzeitvertreib mache. Anspruchsloser Spaß. Und dafür zahle ich keine tausenden von Euros. Die vorherige Generation für einen Spottpreis kaufen ist der Preis, den ich dafür bereit bin, für sowas zu zahlen.
XBox One und PS4 reizen mich schon wegen der uniformen Hardware nicht, die nur ein fest zusammengestellter PC ohne Aufrüstmöglichkeiten ist. Aber ist ja schick. Die einzigen wirklich neuen Wege in Sachen Benutzerinterface kamen hier von Nintendo und dafür ist die Wii Remote von Adam Koralik als wirklich schlechter Controller bezeichnet worden. Und so wird diese Neuerung auch wahrgenommen. Schau es Dir doch an. Sony hat de facto das Konzept vom Remote und Nunchuk kopiert, weil es wirklich für einige Spiele echt gut ist, aber der Hauptteil der Gamer will doch lieber am Pad kleben bleiben. Das andere sind doch nur Spielereien und nicht für ernsten Spielen verwendbar. Sony merkt aber langsam, das sich das auf lange Sicht durchsetzen könnte, deshalb vorsichtige Neuerungen mit den Touchpads am PS4-Controller und hinter der Vita. Und in ein paar Jahren dann, wenn Nintendo pleite ist, haben die Entwickler und Gamer gelernt, was man mit diesen Bedienkonzepten anfangen kann und es ist Standard. Und an Nintendo erinnert man sich als Vorreiter, fragt sich, warum die damit pleite gegangen sind und kommt zu dem Schluss, dass die das ganze eben nicht ausgereift auf den Markt geworfen haben. Das solche Dinge aber nie ausgereift auf den Markt kommen und vor allem die Konsumenten und Entwickler erstmal lernen müssen, damit umzugehen, daran denkt keiner. Hat keinen Platz in unserer schnelllebigen Zeit, wo man immer sagt, man will was neues sehen, aber sich eigentlich nicht lange damit beschäftigen.
Solche Dinge laufen dann unter den Leuten ab, die man "Nerds" nennt, die sich länger mit dem ganzen beschäftigen, sich mit Leidenschaft an eine Idee hängen und da ewig lange dran werken, ohne den schnellen Erfolg zu haben. Die Indy-Szene halt. Und wenn sich der Erfolg da mit irgendwas einstellt, kaufen die großen schnell entsprechendes Know-How ein. Die haben das Geld und die ehemaligen Indy-Entwickler sind froh mal Geld zu sehen. Dann wird das Konzept ausgeschlachtet, schnelle Erfolge daraus gezogen und die ehemaligen Indy-Entwickler haben nicht mehr die Gelegenheit, das ganze so weiter zu entwickeln, wie sie es sich gedacht haben. Es wird angepasst, um schnelle Erfolge zu generieren und das war es.